Lange Zeit hat die Schifffahrt in Deutschland relativ gut von weltweiten Aufträgen gelebt. Als 2008 die Wirtschaft zusammenbrach und kaum mehr Neuaufträge vergeben wurden, zeigte sich welche Werften wirklich gut aufgestellt und wirtschaften konnten. Es gab Gewinner und Verlierer, wobei letztere langsam in die Insolvenz drifteten. Gravierende Fehler die man in vielen Jahren machte, lassen sich nur selten in kurzer Zeit beheben. Einige Gründe sind fehlende Investitionen in moderne Produktsionsmethoden, Entwicklung neuer Schiffstechnologien, Ausrichtung auf bestimmte Marktsegmente ( Spezialschiffbau ), neue Marketingstrategien, … Die Liste ist lang, wobei einige Probleme ein stärkeres Gewicht haben. Obwohl die Nachfrage wieder stark anzieht, so profitieren deutsche Schiffswerften nur im Bereich Kreuzfahrtschiffe, Megayachten, Militärschiffe und Spezialschiffe. Verglichen mit dem weltweiten Tonnagebedarf ist das allerdings nur ein kleiner Prozentsatz. Sicherlich kann man gegen Produzenten aus Asien wie China, Korea, Japan, etc. nicht ankommen, da die Arbeiter dort nur 1/6 von einem deutschen Werftarbeiter verdienen, wenn überhaupt. Ausserdem werden die Werften mit bis zu 15% an den Kosten vom Staat subventioniert. Normale Tanker, Containerschiffe und Frachtschiffe werden wohl auch in Zukunft ausschließlich von dort kommen. Trotzdem, es gibt unzählige Schiffstypen bei denen auch deutsche Werften ein Wörtchen mitreden könnten. Dazu müßte man aber auch Serienproduktion mit ins Portfolio aufnehmen.
Deutschland ist führend wenn es um hochmoderne Technologieschiffe geht. Ob Design oder innovative Technik, der Kunde bekommt immer das bestmögliche Produkt. Allerdings handelt es sich immer um Einzelschiffe, während Werften in Asien die Schiffe wie am Fließband fertigen. Man stelle sich das Szenario bei den Automobilen einmal vor. Wenn jedes Auto eine komplette Einzelanfertigung wäre, dann würde der Preis vermutlich bei zig Millionen liegen. Jedes Auto ist ein Serienprodukt und die Hersteller fahren bis heute gut damit. Niemand verlangt in der Schifffahrt vom Spezialschiffbau als Kerngeschäft abzuweichen, allerdings sollte man die serielle Produktion als zusätzliche Chance nutzen.
Die Yachtbranche kann man als Vorbild nehmen, denn bis zu einer gewissen Größe ab ca. 40 Meter gibt es ( aus gutem Grund ) nur Serienmodelle. So kann man viel schneller und günstiger produzieren. Gewisse Änderungen sind aber dennoch auf Kundenwunsch möglich ( semi custom ), beispielsweise beim Antrieb, Lackierung, Ausstattung, usw. Das “Grundgerüst” bleibt allerdings gleich. Hier finden Sie unzählige Beispiele für solche Yachten http://www.luxusyacht-kaufen.de Deutsche Werften sollten sich daran orientieren. Blohm und Voss beispielsweise hat diesen zusätzlichen Weg nur ungenügend mit der BV 80 verfolgt. Idee und Design sind ansprechend, aber eben nur eine einzige Yacht. Von Auswahl keine Spur. Was ist mit den Kunden die eine 50 Meter Yacht wollen, eine 100 Meter Yacht, einen Superkatamaran, eine Trawleryacht, … Man hätte hier 30 solcher Angebote präsentieren müssen und nicht einen Einzigen. Kein Wunder das immer weniger Aufträge hereinkamen und man schlussendlich von Lürssen aufgekauft wurde. Angebote für serielle Kreuzfahrtschiffe und andere Schiffstypen sucht man hierzulande vergeblich, dabei würde das ganz neue Perspektiven eröffnen.
Empfehlung: Mehr Mut zu einer Erweiterung der Produktpalette im Sinne von Serienproduktion. Noch mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, um weiterhin gegen die Übermacht aus Asien konkurrieren zu können. Mehr Unterstützung vom Staat, solange auch die anderen Länder subventionieren. Wobei es keine Erhaltssubventionen sondern Förderung von neuen Technologien sein sollten.
Tipp: Sowohl Hersteller / Werften aus Deutschland und der ganzen Welt wie aus Polen, Holland, China, USA, Italien, Niederlande, …als auch deren Schiffe finden sie hier. Homepage Gerne sind wir bei der Suche behilflich, nehmen Sie in dem Fall bitte Kontakt mit uns auf.
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